Der Begriff Belletristik kommt aus dem Französischen „belles lettres“. Die deutsche Übersetzung „schöngeistige Literatur“ ist etwas unglücklich und missverständlich. Belletristik muss weder schön noch geistreich sein. Vielmehr bezeichnet Belletristik jede Art von Literatur, die nicht zur wissenschaftlichen oder philosophischen Sach- und Fachliteratur zählt. In den angelsächsischen Ländern wird die wertfreie Unterscheidung in fiktionale und non-fiktionale Literatur getroffen.
Belletristik umfasst alle Formen der fiktionalen Literatur wie Essay, Erzählung, Kurzgeschichte, Novelle, Fabel, Märchen, Krimi und Roman. Neben den Prosaerzählungen gehören auch Lyrik und Drama dazu. Im engeren Sinn wird der Begriff Belletristik allerdings häufig auf die erzählende Unterhaltungsliteratur beschränkt – vielleicht auch deshalb, weil Gedichte und Theaterstücke seltener geschrieben werden, noch seltener verlegt werden und so gut wie nie auf der Spiegel-Bestsellerliste landen. Diese orientiert sich übrigens an der angelsächsischen Begriffsdefinition, mit ihren zwei Sparten „Sachbuch“ und „Belletristik“.
Es war einmal, lange Zeit vor der Erfindung der Schrift und des Buchdrucks, da saßen Menschen ums Lagerfeuer herum und erzählten sich Geschichten. Erzählt wurde, um Erlebnisse auszutauschen, um Erfahrungen weiterzugeben, um Wissen zu übermitteln. Das überlieferte Wissen sicherte das Überleben der Menschheit bis heute.
Erzählt wurde aber auch, um sich zu unterhalten, denn das TV, unser modernes Lagerfeuer, war noch nicht erfunden. Am Anfang aller Literatur steht also das Wort in seiner wahren Bedeutung. Märchen und Sagen sind ursprünglich mündlich überlieferte Literaturgattungen. Auch Homers großartige Epen wie die Ilias und die Odyssee beruhen auf mündlich überlieferten Erzählungen, die bis ins zweite Jahrtausend vor Christus zurückreichen. Homers Dichtungen entstanden im 8. Jahrhundert v. Chr. und gelten als Beginn unserer abendländischen Literatur. Und da die Kunst des Geschichtenerzählens nicht gestorben ist, lebt sie noch heute …
An die Stelle des freien mündlichen Erzählens ist allerdings die schriftlich fixierte Erzählform getreten. Romane, Krimis, Kurzgeschichten, Novellen … sie alle erzählen Geschichten. Sie alle wollen unterhalten – und manchmal auch belehren. Heute wie damals wissen gute Erzähler worauf es dabei ankommt: Zuhörer wie Leser wollen gefesselt sein. Selbst, wer nur belehren möchte, muss dafür sorgen, dass der Leser über der Lektüre nicht einschläft. Das erste Gebot guten Erzählens lautet deshalb: Du sollst nicht langweilen! Was immer die Intention des Autors sein mag, er muss seine Leser fesseln – von Anfang an.