1. Dialog ist nicht reale Rede.
4. Dialog verleiht Ihren Charakteren Profil.
5. Dialog vermittelt Information.
6. Innerer Monolog als Sonderform des Dialogs.
1. Dialog ist nicht reale Rede.
Versuchen Sie nicht, reale Gespräche als Dialog aufzuschreiben. Zwar sollen Dialoge echt klingen, authentisch und glaubwürdig sein. Sie müssen aber auch komprimiert und zielführend sein. Die „Ähems“ und „Hmms“ wörtlicher Rede bringen Sie nicht weiter. Auch Wiederholungen, Füllwörter und nichtssagende Floskeln gehören nicht in den Dialog. Vermeiden Sie weitschweifiges Geschwätz. Schreiben Sie straffe Dialoge.
Der Dialog hat immer eine Funktion in der Erzählung. Meist treibt er die Handlung voran. Er unterstützt die Charakterisierung Ihrer Figuren und verleiht Ihren Figuren Profil. Er liefert wichtige Informationen für den Fortgang der Geschichte, ohne dass Sie die Leser mit einem umständlichen, trockenen Bericht langweilen müssen.
Der Dialog ist eine willkommene Abwechslung in der Prosa-Erzählung. Schreiben Sie spannende, interessante Dialoge. Dies gelingt z. B. mit der Technik des indirekten Dialogs. Dabei lassen Sie Ihre Figur nicht direkt auf eine gestellte Frage oder Äußerung antworten.
Zur Verdeutlichung ein Beispiel von Sol Stein. Ein Mann versucht auf einer Party mit einer Frau anzubandeln:
Er: Sie sind die schönste Frau auf der ganzen Welt.
Sie: Oh, vielen Dank. (2)
Das wäre eine natürliche Antwort aus dem richtigen Leben. Langweilig, oder? Ganz anders mit einer indirekten Entgegnung:
Er: Sie sind die schönste Frau auf der ganzen Welt.
Sie: Darf ich Ihnen meinen Mann vorstellen? (3)
Hier ist im Dialog etwas geschehen. Der Mann ist vorerst abgeblitzt. Aber wer weiß, was sich zwischen den beiden entwickeln wird … Irgendetwas muss sich entwickeln, sonst hätte der Dialog keine Funktion und man könnte ihn besser ganz weglassen.
(2, 3) Sol Stein: Über das Schreiben, Seite 171, Zweitausendeins, 1997.
4. Dialog verleiht Ihren Charakteren Profil.
Kein Mensch spricht wie der andere. Nutzen Sie die wörtliche Rede, um Ihre Figuren zu charakterisieren. Eine grammatikalische Schwäche, Slang, Mundart, schlampige Aussprache, kleine Sarkasmen und Sprachmarotten verleihen Ihren Figuren Profil und machen sie lebendig. Aber gehen Sie äußerst behutsam mit diesen Stilmitteln um. Vor allem bei der Verwendung von mundartlichen Sprachfärbungen und Dialekt ist Vorsicht geboten. Hier ist weniger mehr. Es reichen Andeutungen …
5. Dialog vermittelt Information
Nichts ist langweiliger, als wenn Sie dem Leser eine Geschichte erklären, statt diese zu erzählen. Natürlich braucht der Leser von Zeit zu Zeit Informationen, die für den Fortgang der Geschichte von Bedeutung sind. Stellen Sie sich vor, sie müssten an einem bestimmten Punkt Ihrer Geschichte, die von einem 12-jährigen Jungen handelt, die Vorgeschichte des Jungen erklären:
„Ron wurde als Kind im Alter von 2 Jahren adoptiert. Er wusste nicht, dass die Robsons nicht seine leiblichen Eltern waren. Deshalb traf es ihn hart, als er es im Alter von 15 Jahren eines Tages in der Schule von einem Klassenkameraden erfuhr. Er war außer sich …“
Statt zu erklären könnten Sie diese Information auch szenisch gestalten und den Leser so unmittelbar am Erleben des Jungen teilhaben lassen. Sie bauen z. B. einen Dialog ein, in dem Ron seine Adoptivmutter zur Rede stellt:
Ich bin nicht dein Sohn!
Wer sagt das?
13 Jahre habt Ihr mich belogen. An jedem verdammten Tag meines Lebens!
Der Sachverhalt kann im Dialog dramatisch zugespitzt vermittelt werden. Gleichzeitig treibt der Dialog die Handlung voran. Wie werden die Adoptiveltern jetzt reagieren? Was wird Ron tun? Wird er seine Sachen packen und von zu Hause abhauen?
6. Innerer Monolog als Sonderform des Dialogs
Selbstgespräche und Gedankenströme sind ein hervorragendes Mittel für die Schilderung innerer „psychischer“ Vorgänge. Mit Hilfe des inneren Monologs werden dem Leser Gedanken, Ängste und Wünsche einer Figur enthüllt. Der innere Monolog besteht aus direkter Rede, die aber nicht ausgesprochen wird und deshalb von den anderen Figuren nicht wahrgenommen werden kann. Der innere Monolog ist ein sehr intimes „Zwiegespräch“ der literarischen Figur mit dem Leser. James Joyce nutzt diese Technik in seinem Roman Ulysses.
„Die Dialogsprache ist so schwer zu lernen wie eine Fremdsprache“ (1), behauptet Sol Stein. Man könnte also auch sagen: Die Dialogsprache ist auch nicht schwerer zu erlernen als eine Fremdsprache. Fundierte Anleitungen und Hilfestellungen in der Kunst des Dialogschreibens bieten die Fernlehrgänge „Belletristik“, „Roman-Werkstatt“ und „Große Schule des Schreibens“. Kostenlose Informationen erhalten Sie hier.
(1) Sol Stein: Über das Schreiben, Seite 165, Zweitausendeins, 1997.